Samidoun Netzwerk zur Verteidigung palästinensischer Gefangenen fordert alle Organisationen und Gemeinschaften, die sich für Gerechtigkeit in Palästina einsetzen, auf, sich der Kampagne zur Freilassung des palästinensischen Schriftstellers, Denkers und politischen Gefangenen Walid Daqqah anzuschließen. Walid Daqqah, einer der am längsten inhaftierten palästinensischen Gefangenen, wurde am 18. Dezember 2022 mit Myelofibrose diagnostiziert, eine seltene Form von Knochenmarkkrebs, die eine Knochenmarktransplantation erfordert. Er befindet sich derzeit in kritischem Zustand auf der Intensivstation des Barzilai-Krankenhauses, nachdem er im vergangenen Monat nach einem Schlaganfall eine Lungenentzündung erlitten hatte, die erst mit Verzögerung behandelt wurde.
Die Familie von Walid Daqqah hat eine offizielle Kampagnenseite für ihn auf Facebook eingerichtet und bittet alle, dieser Seite zu folgen, um offizielle Informationen über seine medizinische Behandlung und den Kampf um seine Freiheit zu erhalten:
https://www.facebook.com/profile.php?id=100091256805982
Der Rat der palästinensischen Menschenrechtsorganisationen stellte zu seinem Gesundheitszustand fest:
Die einzige heilende Behandlung für Walid ist eine Knochenmarktransplantation – eines der schwierigsten und gefährlichsten medizinischen Verfahren, die derzeit bekannt sind. Dr. Moshe Gatt, ein israelischer Hämatologe, empfahl außerdem, Walid an einem sauberen Ort unterzubringen, an dem er möglichst wenig Infektionen ausgesetzt ist, was unter den miserablen Bedingungen in israelischen Gefängnissen nicht möglich ist.
Mitte Februar 2023 erlitt Walid einen schweren Herz-Kreislauf-Schlaganfall, der zu einer Verletzung seiner Brust führte. Das IPS im Askalan-Gefängnis weigerte sich nicht nur, ihn zur Notfallbehandlung in ein Krankenhaus zu verlegen, auch die hauseigene Gefängnisklinik weigerte sich, ihm eine notwendige Bluttransfusion zu geben, obwohl sie ein Blutgerinnsel als Ursache des Schlaganfalls diagnostizierte. Infolgedessen verlor Walid in den darauffolgenden Tagen viel Blut durch eine kleine Zungenwunde. Aus seinen medizinischen Unterlagen ging hervor, dass er in eineinhalb Monaten über 10 Kilo abgenommen hatte. Erst nachdem sein Hämatologe das Askalan-Gefängnis zu einem Routinetermin aufgesucht hatte, wurde Walid fast zwei Wochen nach dem Schlaganfall schließlich ins Barzilai Medical Center verlegt. Auch als Walid in den letzten Wochen Symptome einer schweren Lungenentzündung entwickelte, ignorierte das IPS erneut seinen Gesundheitszustand und entzog sich der Einweisung ins Krankenhaus, bis seine Anwälte und Ärzte intervenierten. Walid wird derzeit in einem Privatzimmer in Barzilai festgehalten und leidet an Lungenentzündung, Nierenversagen und einem lebensbedrohlichen Abfall der Blutkörperchen.
Daqqah ist einer der prominentesten und langjährigen palästinensischen Gefangenen, der durch seine schriftstellerische und kulturelle Arbeit hinter Gittern weithin bekannt ist. Er wurde 1961 in Baqa’ al-Gharbiyya im besetzten Palästina ’48 geboren und ist seit dem 25. März 1986 inhaftiert. Vor kurzem wurde er im Rahmen der Pre-Oslo Gefangenen-Kampagne als einer der am längsten inhaftierten Palästinenser hinter Gittern vorgestellt.
Seine Familie schreibt:
“Im März 1987 verurteilte ihn das Militärgericht von Lod zu lebenslanger Haft. Im Jahr 2012 wurde seine Strafe auf 37 Jahre anstelle von lebenslänglich festgesetzt, so dass er am 24. März 2023 entlassen werden sollte. Am 28. Mai 2018 fügte das Militärgericht von Bi’r al-Sabi’ jedoch zu Unrecht zwei Jahre zu seiner Strafe hinzu, weil er angeblich Handys an seine Mitgefangenen geschmuggelt hatte, damit diese mit ihren Familien in Kontakt bleiben konnten. Daher wurde sein “neues” Entlassungsdatum auf grausame Weise auf den 24. März 2025 festgelegt… Der politische Gefangene Daqqah ist den endlosen Ungerechtigkeiten des israelischen Gerichtssystems unterworfen. Vom ersten Moment seiner Inhaftierung an bis heute, fast vier Jahrzehnte später, haben die Gerichte alle seine Berufungen abgelehnt, einschließlich Dutzende von Berufungen für seine grundlegendsten und humanitären Rechte, darunter: Familienbesuche, sogar für seinen Vater vor dessen Tod (Nimer Daqqah, sein Vater, verstarb 1998) oder für seine kranke Mutter (bei seiner Mutter, Faridah Daqqah, wurde 2013 Alzheimer diagnostiziert); eheliche Besuche; vorzeitige Entlassung [shliesh]. In jüngster Zeit auch wurde auch eine vorzeitige Entlassung verweigert, zur Behandlung von Leukämie, die 2015 bei ihm diagnostiziert wurde. Daqqah wurde auch viermal aktiv von der Freilassung im Rahmen des Gefangenenaustauschs ausgeschlossen, nämlich 1994, 2008, 2011 und 2014.”
Walid Daqqah sollte in einem befreiten Palästina frei sein; selbst nach seinem ursprünglichen Urteil hätte er schon vor einer Woche entlassen werden müssen. Stattdessen ist er weiterhin inhaftiert, in kritischem Zustand und benötigt dringend moderne medizinische Versorgung.
Nach seiner Inhaftierung erwarb er einen Master-Abschluss in Politikwissenschaft und schrieb mehrere Bücher im Bereich der politischen Theorie sowie Belletristik, darunter auch Kinderbücher. Bei mehreren Gelegenheiten war er harten Repressionen ausgesetzt, darunter auch Einzelhaft, die sich insbesondere gegen seine expressive Arbeit richtete. So wurde Daqqah beispielsweise in Einzelhaft genommen, als er ein neues Kinderbuch mit dem Titel “Das Geheimnis des Öls” veröffentlichte; eine Veranstaltung zur Vorstellung des Buches in der Stadt Majd al-Kurum wurde vom rechtsextremen israelischen Minister Aryeh Deri abgesagt. Im Vorwort des Buches schrieb Daqqa: “Ich schreibe, bis ich aus dem Gefängnis befreit werde, in der Hoffnung, das Gefängnis von mir zu befreien”. Dies geschah nach der Schließung eines palästinensischen Theaters in Haifa, das ein auf seinem Werk “Parallel Time” basierendes Stück aufgeführt hatte. Auf der offiziellen Kampagnenseite seiner Familie heißt es:
“Trotz all der Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen, die Daqqah in den 37 Jahren seiner Inhaftierung erfahren hat, hat er bemerkenswerte Leistungen vollbracht, die ihn zu der politischen, intellektuellen und kulturellen Ikone gemacht haben, die er ist. Er war ein führender Kopf der palästinensischen Gefangenenbewegung und ist eine herausragende Persönlichkeit in der palästinensischen, arabischen und internationalen Kulturszene, insbesondere im Bereich der Gefängnisforschung. Sogar sein intellektuelles Leben wurde als gefährlich eingestuft, da die Gefängnisbehörden Daqqah aufgrund seines politischen, sozialen und intellektuellen Engagements zusätzlichen Strafen unterwarfen, insbesondere der Isolationshaft.
Daqqah ist ein produktiver Autor. Zu seinen Werken gehören: Zeugnisse des Widerstands: The Battle of Jenin Camp 2002 (2004); Consciousness Molded or the Re-identification of Torture (2010); The Story of the Forgotten in Parallel Time (2011); The Oil’s Secret Tale (2018); The Sword’s Secret Tale (2021); The Spirit’s Secret Tale/ The Martyrs Return to Ramallah (2022). Darüber hinaus veröffentlichte Daqqah mehrere Übersetzungen und Dutzende von Artikeln sowohl auf Arabisch als auch auf Hebräisch, darunter vor allem: “Parallel Time” (2005); “Milad: I Write to a Childe Yet to Be Born” (2011); “Liberate Yourself by Yourself” (2020), und “Control through Time” (2021). Daqqah hat außerdem mehrere unveröffentlichte Manuskripte, Gemälde, Gedichte, Lyrik sowie autobiografische und theatralische Schriften verfasst.
Unter diesen harten Bedingungen heiratete Daqqah am 10. August 1999 im Askalan-Gefängnis die Aktivistin, Journalistin und Übersetzerin Sana’ Salamah. Der Besatzungsstaat verweigerte ihnen den ehelichen Besuch und ihr Recht, Eltern zu sein, trotz aller Appelle. Unbeirrt davon wurde am 3. März 2020 in Nazareth ihre Tochter Milad aus befreitem Sperma zur künstlichen Befruchtung geboren.”
Walid Daqqah ist ein palästinensischer politischer Gefangener unter mehr als 4.800 seiner Brüder und Schwestern. Er ist ein international anerkannter Intellektueller und Schriftsteller, dessen Beiträge Teil der Weltliteratur für Befreiung und soziale Gerechtigkeit sind. Hinter Gittern kämpft er weiter um sein eigenes Leben und das Leben Palästinas. Er wehrt sich gegen die Politik der medizinischen Vernachlässigung und des “langsamen Tötens”, die Hunderten von inhaftierten Palästinensern das Leben gekostet hat und eine systematische Praxis der Besatzung ist.
Anlässlich des Landtages 2023 sagen wir: Befreit das Land! Befreit Walid Daqqah! Wir fordern palästinensische Gemeinden auf der ganzen Welt und Unterstützer Palästinas auf, die Kampagne zur Befreiung von Walid Daqqah in ihren Veranstaltungen und Aktivitäten zum Tag des Landes einzubeziehen, der die Einheit des palästinensischen Volks und Palästinas vom Fluss bis zum Meer repräsentiert und 1976 von Palästinensern im besetzten Palästina ’48 initiiert wurde.
Bei euren Aktionen und Kampagnen könnt ihr die unten Beigefügten Informationen verwenden und sendet uns eure Fotos auf Facebook, Instagram und Twitter oder per E-Mail an [email protected].
Verwendet die folgenden Hashtags:
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